Natürlich erhalten Sachverständige auch kleinere Gerichtsaufträge über technisch überschaubare Fälle. Dass bei solchen Fällen der Einsatz von Skizzen ein Mittel ist, mit dem man einen technischen Sachverhalt leicht verständlich und kurzweilig darstellen kann, soll das folgende Beispiel zeigen.
Der Kläger war Eigentümer einer Baumaschine (eine handgeführte Rüttelplatte) und beauftragte die Beklagte, an dieser eine Wartung durchzuführen.
Unter anderem wurde der Luftfilter des Verbrennungsmotors gewechselt.
Während eines darauffolgenden Einsatzes kam es an der Rüttelplatte zu einem Motorschaden. Schadensursache war Staub im Verbrennungsraum. Dadurch fraßen die Kolben des Motors.
Da ein Luftfilter genau dies verhindern soll und der in Rede stehende Luftfilter für den Motor geeignet war, geriet die Montage in den Fokus und führte zur Klage.
Bild 1 zeigt die Skizze eines korrekt montierten Luftfilters.
Durch einen Unterdruck im Innern des Filters wird die Luft (gelbe Pfeile) durch den Filter gezogen. Durch diesen Unterdruck entsteht zusätzlich eine dichtende Kraft auf die Dichtlippe (rote Pfeile). Der Luftfilter wird bei der Montage auf eine Gewindestan- ge gesteckt und mit einer Mutter (dunkelblau) festgezogen.
Bei dem streitgegenständlichen Luftfilter war auffällig, dass das Loch für die Gewin- destange die Form eines Langlochs hatte, die im Regelfall durch eine ungewollte mechanische Belastung entsteht (siehe Bild 2).
Mutter zum Festschrauben des Luftfilters Langloch
Bild 2: Luftfilter mit Langloch
Ein solches Langloch könnte entstehen, wenn sich der Luftfilter beim Aufstecken auf die Gewindestange zuerst an einem Gewindegang verhaken würde. Obwohl der Filter noch nicht richtig sitzt könnte der Monteur die Mutter dann zwar fest anziehen, es entstünde aber eine Lücke zwischen Dichtlippe und Motorgehäuse (siehe Bild 3).
Lücke zwischen Dichtlippe und Motorgehäuse
Bild 3: Filter verhakt sich an der Gewindestange
Wird mit der Rüttelplatte gearbeitet, könnte sich der Filter lockern und zwischen Motorgehäuse und Mutter hin und her schlagen (siehe Bild 4). In der Konsequenz entsteht durch die Vibration ein Langloch durch Reibung an der Gewindestange und ungefilterte Luft zwischen der nicht korrekt sitzenden Dichtlippe und dem Motorengehäuse gezogen werden (siehe gelbe Pfeile). Damit wäre der Schaden aufgrund eines Montagefehlers entstanden.
Möglich wäre natürlich auch, dass der Monteur des Luftfilters die Mutter von vorn- herein nicht fest angezogen hat, wobei dann auch ein Montagefehler vorliegt.
Eine weitere Schadensursache konnte ich nicht feststellen, wobei es sich hier nur um technische Betrachtungen bezüglich der Wartungsarbeiten handelt. Natürlich könnte nach einer korrekten Montage auch jemand die Mutter des Luftfilters gelöst und damit den Schaden verursacht haben. Die Wahrscheinlichkeit dieser Version muss allerdings durch das Gericht beurteilt werden.